Ludwigshöhviertel Cluster 3

Projekt: Ludwigshöhenviertel Cluster 3
Planungsstand: Wettbewerbsbeitrag
Bauherr: Bauverein AG Darmstadt

 

 

Das Cluster 3 des Ludwigshöhviertels mit den Baufeldern WC7, WC11 und WC15 bildet den südlichen Abschluss der nördlichen Bebauung zur grünen Landschaftstreppe. Die Baufelder liegen direkt parallel an dem Fußweg, der das Quartiers-Carré mit dem östlich gelegenen Naherholungsgebiet verbindet.

Weiter bildet das Baufeld WC7 den „Zugang“ zu der nördlich gelegenen Bebauung kommend vom Quartiers-Carré.

Diese besondere Lage im Ludwigshöhviertel erfordert eine Bebauung, welche einerseits die Verbindung zwischen dem angrenzenden nördlichen Gebiet herstellt und andererseits der besonderen städtebaulichen Lage im Ludwigshöhviertel Rechnung trägt.

Durch die offene Bauweise, die trotz Wahrung der individuellen Privatsphäre der Erdgeschoss-Mieter die Durchwegung zwischen allen Baukörpern ermöglicht, wird diese Verbindung verstärkt. Die Durchwegungen sind so gestaltet, dass sie zum Verweilen und Treffen einladen und eine Plattform des Miteinanders schaffen.

Die Baukörper verteilen sich gleichmäßig auf fünf punktförmige Häuser über die Baufelder – Haus 1 im Westen bis Haus 5 im Osten – und folgen dem Geländeverlauf steigend in Richtung Osten. Die Wohnungen in den Gebäuden sind so ausgerichtet, dass sie den direkten Bezug zur Landschaftstreppe und den angrenzenden Freianlagen herstellen. Alle Wohnungen verfügen über einen eigenen Zugang ins Freie in Form von Balkonen und Terrassen.

Haus 1 definiert als siebengeschossiges Gebäude den „Zugang“ zur nördlich gelegenen Bebauung und schafft den städtebaulichen Auftakt für den darauffolgenden Teil des Quartiers sowie die anschießende Reihung nach Osten. Die Häuser 2 bis 5 führen die städtebauliche und für die Bewohner als „menschlich-maßstäblich“ empfundene Struktur von vier Geschossen fort. Durch den Verzicht auf die Staffelgeschosse in den Häusern 2 bis 4 wird – unter Wahrung der geforderten Geschossfläche – der in zweiter Reihe gelegenen Bebauung die Möglichkeit des Ausblicks nach Süden über das Cluster 3 hinweg gegeben. Dadurch wird die Verbindung zwischen den angrenzenden Baufeldern zur Landschaftstreppe nicht nur zwischen den Häusern sondern auch über die Häuser hinweg hergestellt.

Die Baukörper werden durch geschossweise umlaufende Grüne Ebenen fassadenprägend gegliedert. Dadurch erfahren die Gebäude eine gemeinsame, verbindende Schichtung, die den Quartiersrand prägt. Diese nimmt die Struktur der Landschaftstreppe auf und bildet einen harmonischen Übergang zu den Gebäuden. Die Grünen Ebenen verstärken die Verbindung der Wohnungen zum Außengrün und schaffen den Eindruck, direkt „im Grünen“ zu wohnen. Diese Wirkung wird durch vertikal angeordnete Spaliere im Bereich der Grün-Ebenen für Kletterpflanzen verstärkt.

Die Ebenen schaffen zusätzliche, wertvolle begrünte Flächen, die die vorhandenen Grünflächen auf den Grundstücken ergänzen. Ebenfalls werden dadurch die Obergeschosse in die Grünflächen einbezogen – dies spielt besonders in dicht besiedelten Gebieten eine große Rolle.

Die geplante Bebauung schafft durch die offene Bauweise und den hohen Anteil an Grünflächen – sowohl in den Freibereichen als auch an den Gebäuden – eine qualitativ hochwertige und architektonisch eigenständige Struktur, die den Bewohnern und deren Bedürfnissen nach Nähe zur Natur entspricht und fördert.


Gebäude – / Fassadenbegrünung

Der Begrünung der Freiflächen und der Gebäude, insbesondere der Fassaden, kommt eine bedeutende Rolle zu – nicht zuletzt durch die direkte Verbindung des Baufeldes zur Landschaftstreppe.

Die Gebäude verfügen über umlaufende Grüne Ebenen, die einerseits intensiv bepflanzt werden und andererseits als „Pflanztröge“ für Kletterpflanzen dienen. Wir verstehen diese „Grün-Ebenen“ als ökologisch-gestalterische Addition an die Gebäude, die eine dauerhafte und nachhaltige Begrünung der Fassaden gewährleisten.

Ergänzt werden die Grünen Ebenen durch horizontale Spaliere, die der Bepflanzung das Klettern ermöglichen und die horizontale Schichtung zurückhaltend unterstützen. Die Spaliere sind sowohl an der Fassade als auch am äußeren Ende der Grün-Ebenen angeordnet. Dies ermöglicht das gewünschte Spiel mit Tiefe im Erscheinungsbild der Bebauung.

Die Grün-Ebenen sind so platziert, dass die Begrünungen sowohl von den Balkonen als auch von den jeweils angrenzenden Innenräumen wahrgenommen werden. Dadurch entsteht für den Mieter der Eindruck „im Grünen“ zu wohnen. 

Die zusätzlichen Grünflächen kühlen die Gebäude und die Umgebung durch zusätzliche Verdunstungsflächen und tragen dadurch zu einem guten Wohn- und Stadtklima bei. Dem sommerlichen Wärmeschutz wird durch den Schattenwurf auf den Fassaden zusätzlich Rechnung getragen.

Die Grün-Ebenen bilden ebenfalls Lebensräume für Kleinsttiere und Insekten und leisten daher einen wesentlichen Beitrag zur Artenvielfalt und zum Naturschutz. Vogelbrutkästen können in den auskragenden Bauteilen gestalterisch integriert werden und müssen nicht auf die Fassaden addiert aufgesetzt werden.


Freiflächen / Außenanlagen

Die Freiflächen schaffen mit ihrer naturnahen Gestaltung qualitativ hochwertige und wertvolle Außenbereiche. Im Mittelpunkt der Freianlagengestaltung steht das soziale Miteinander und das damit verbundene nachbarschaftliche Zusammensein.

Zwischen allen Gebäuden sind Wegeverbindungen von der Landschaftstreppe zum nördlichen Quartier angeordnet. Die Durchwegungen sind nicht nur als Durchgangs-Wege, sondern als Aufenthaltsbereiche angelegt und laden zum Verweilen ein. Dies fördert das Miteinander der Quartiersbewohner und trägt zur Bildung nachhaltiger nachbarschaftlicher und sozialer Strukturen bei.

In den Durchwegungen werden durch Nischen und Sitzgruppen behagliche Aufenthaltsbereiche geschaffen, die groß- und kleinteilige Strukturen miteinander verbinden und angemessene soziale Distanzen ermöglichen. Die Sitzgruppen werden von Bepflanzungen gerahmt, ohne sich jedoch von der Grünanlage ab zu trennen. Stützelemente mit integrierten Sitzbänken nehmen das Gefälle des Geländes zwischen den Gebäuden auf. Die den Wohnungen zugeordneten Terrassen/Freibereiche sind durch Bepflanzungen von den öffentlich nutzbaren Bereichen abgetrennt und schaffen das nötige Maß an Privatsphäre für die Bewohner. Dadurch werden an den Terrassen in Verbindung mit der Freiflächengestaltung qualitativ hochwertige Außenbereiche geschaffen.

Die Gebäudeeingänge der jeweiligen Baufelder sind durch Querverbindungen miteinander verbunden, um den direkten Zugang der Häuser ohne Verlassen des Grundstücks zu ermöglichen. Dies schafft das Gefühl von Sicherheit und des „zu Hause seins“ und stärkt das Wohlbefinden der Bewohner. Begegnungen mit Nachbarn finden somit beiläufig und selbstverständlich „im Vorübergehen“ statt.

„Vorplätze“ im Bereich der Hauseingänge verstehen sich als Orte der Begegnung und des Austauschs und schaffen sanfte Übergänge zum öffentlichen Straßenraum und zu den Grünanlagen.

Die notwendigen, für die Aufstellflächen der Feuerwehr frei zu haltenden Grundstücksflächen dienen der Versickerung des Regenwassers mithilfe Rigolen. Diese Flächen sind mit für die Feuerwehr geeigneten Rasengittern belegt und ermöglichen eine durchgängige Begrünung der Freiflächen. Weiter sind ebenerdige Spiel- und Begegnungsanlagen z.B. Bouleplätze auf diesen Flächen vorhanden. 


Erschließung / Hauseingänge

Die Baukörper werden von der nördlich gelegenen Straße erschlossen. Die Hauseingänge sind nach Norden zur Straße hin orientiert, die Adressen sind dadurch sehr gut erkennbar und ablesbar. Alle Hauseingänge sind durch die Struktur des jeweiligen Baukörpers überdacht. Zusätzliche Vordächer brauchen die Hauseingänge daher nicht.

Die Hauseingänge der jeweiligen Baufelder sind auf direktem Wege miteinander verbunden – die Mieter müssen das Grundstück daher nicht verlassen, um von einem Gebäude zum Nachbarn zu gelangen. Weiter sind vor den jeweiligen Hauseingängen Bänke und Plätze zum Verweilen und Treffen angeordnet. Diese Verbindungen spielen für den nachbarschaftlichen Verbund und das soziale Miteinander eine wesentliche Rolle.

Sämtliche Hauseingänge sind barrierefrei und mit dem Rollstuhl gut erreichbar ausgestaltet. Das Gefälle des Geländes und der Straße wird durch die Staffelung der Gebäude untereinander und durch die Verbindung der Gebäude auf den jeweiligen Baufeldern ausgeglichen. Die auf dem Grundstück nachzuweisenden PKW-Stellplätze sind so angeordnet, dass die behindertengerechten Stellplätze unmittelbar an den Hauseingängen liegen.

In allen Häusern ist im Erdgeschoss dem Treppenhaus zugeordnet ein Raum zum Abstellen von Kinderwägen, Rollstühlen und weiteren Fahrrädern angeordnet.


Barrierefreiheit

Alle 76 Wohnungen sind barrierefrei i.S.d. Hessischen Bauordnung nutzbar. Jedes Gebäude verfügt über einen barrierefrei nutzbaren Aufzug, der die jeweiligen Geschosse anfährt. Terrassen und Balkone sind durch die übereinanderliegende Anordnung schwellenlos erreichbar.


Versorgung / Entsorgung

Die Baukörper erhalten jeweils ein Untergeschoss, in dem die Technikzentrale untergebracht ist. Der zur Straße orientierte Technikraum verteilt im Untergeschoss die Medien in die jeweiligen Schächte und versorgt effizient auf kurzem Wege die Wohneinheiten. Sämtliche Schächte liegen in allen Geschossen übereinander und können an gleicher Stelle über Dach geführt werden – das Verziehen von Versorgungsleitungen ist nicht notwendig.

In den Untergeschossen sind zudem die Abstellräume der Mieter, die Abstellplätze für Fahrräder in platzsparenden Doppelparkern, sowie weitere Abstellflächen für z.B. Kinderwägen untergebracht.

Die Müllentsorgung ist durch Unterflur-Müllbehälter gewährleistet. Diese sind gleichmäßig und direkt von der Straße anfahrbar über die Baufelder verteilt. Durch die Unterflur-Behälter werden weitere Einhausungen in den Freiflächen vermieden.

Regenwasser wird auf den Grundstücken in Rigolen unter den Feuerwehraufstellflächen zwischen den Häusern und in offenen Gerinnen versickert. Die Rigolen sind so angeordnet, dass die Leitungswege möglichst kurz gehalten werden.


Flucht- und Rettungswege

Der erste Flucht- und Rettungsweg führt von jeder Wohnung durch das Treppenhaus direkt ins Freie. Der zweite Flucht- und Rettungsweg wird über anleiterbare Stellen für die Feuerwehr gewährleistet. Die Wohnungen bis einschließlich 2.Obergeschoss können mithilfe von tragbaren Leitern bedient werden. Die Wohnungen ab dem 3.Obergeschoss sind durch Drehleiterfahrzeuge anfahrbar. Die jeweiligen Aufstellflächen für Drehleiterfahrzeuge der Feuerwehr sind vor und zwischen den Häusern nachgewiesen.

Die Oberkante FF des obersten Geschosses liegt mit ca. 18.80m ü.GOK unter der Hochhausgrenze.

Abstandsflächen

Alle Baukörper halten den nach Hessischer Bauordnung erforderlichen Mindestabstand von 3,00m zur Grundstücksgrenze ein. Sämtliche Abstandsflächen werden auf den jeweiligen Grundstücken sowie bis zur Mitte der öffentlichen Straßenräume nachgewiesen. Die Abstandsflächen der Baukörper untereinander überschneiden sich nicht.


Energie

Die Gebäude werden durch das geplante Fernwärmenetz versorgt. Auf den Flachdächern werden Flächen für Photovoltaik-Elemente vorgehalten. Durch die Dachbegrünung werden die Photovoltaik-Anlagen zusätzlich gekühlt und erreichen dadurch einen höheren Wirkungsgrad. Es werden keine fossilen Brennstoffe zur Heizung der Gebäude und zur Erzeugung des Warmwassers verwendet.

Der Energiestandard der geplanten Gebäude entspricht dem geforderten Mindeststandard KfW55, die Herstellung der Gebäude in Passivhausbauweise ist unter Wahrung des Entwurfsansatzes problemlos möglich – dafür ist das Kostenbudget auf ein entsprechendes Niveau anzuheben.


Wirtschaftlichkeit

Die Gebäude sind unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Planungsparameter entworfen, um Baukosten für Konstruktion gering zu halten. Das statische System ist einfach gehalten, tragende Wände sind übereinander angeordnet, die Spannweiten der Geschossdecken sind in Filigran-Bauweise einfach herstellbar. Technikschächte sind in allen Geschossen durchgehend angeordnet und müssen nicht verzogen werden.

Fenstergrößen sind in wenige, verschiedene Fensterformate aufgeteilt, sodass sowohl das Spiel mit Öffnungen ermöglicht wird als auch die serielle und wirtschaftliche Produktion gewährleistet ist.

Die Grünbalkone sind als gleichformatige WU-Fertigteile vorgesehen, die mittels Isokörben an die Geschossdecken addiert werden. Dadurch können im Produktions- und Bauprozess Zeit und Kosten gespart werden.