Gemeindezentrum – Flörsheim Am Main
Projekt: |
Gemeindezentrum + Kirchschule – Flörsheim am Main |
Planungsstand: |
Machbarkeitsstudie |
Bauherr: |
Kath. Kirchengemeinde St. Gallus |
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie im Auftrag der kath. Kirchengemeinde St. Gallus wurde untersucht, wie durch unterschiedliche Lösungsansätze die städtebaulichen, innenräumlichen, konstruktiven, aber auch sozial-städtischen Probleme und Wünsche des mittlerweile stark sanierungsbedürftigen Gemeindezentrums in Flörsheim gelöst werden können. Gleichzeitig solle perspektivisch ein neuer offener flexibler und nachhaltiger Ort der Begegnung und Zusammenkunft entstehen, mit dem sich die Menschen identifizieren können und wodurch der alte Stadtkern ein neues Bewusstsein, neue Aufenthaltsqualitäten, eine neue Wertigkeit und ein neues (Alt)Stadtleben entwickeln kann.
Neben der Betrachtung einer reinen Sanierung des Bestandes wurden 2 weitere Entwurfsvarianten mit unterschiedlichen Ansätzen entwickelt. Variante 02 sah eine Entwicklung aus Alt und Neu vor, in welcher man das Untergeschoss des Bestandes größtenteils erhielt und mit einem Neubau darüber baut. Variante 03 sah einen vollständigen Neubau des Gemeindezentrums vor. Über eine Bewertungsmatrix, welche verschiedene Aspekte und Kriterien berücksichtigte, entschied man sich letztendlich über die Weiterverfolgung der Variante 03 – eines vollständigen Neubaus.
Das in Folge der Studie verfasste Raumprogramm sortiert Gemeindezentrum und Kirchschule in seinen Nutzungen neu. Die benötigten Gruppen- und Besprechungsräume werden in der innenräumlich neukonzipierten Kirchschule untergebracht und geben ihr damit eine angemessene Nutzung in Bezug auf ihrer prominenten Lage zurück. Die Räume können hierbei festvergeben oder, für eine höhere und nachhaltigere Nutzungsfrequenz, flexibel zeitlich buchbar und bespielbar für diverse Gruppen- oder Besprechungsveranstaltungen sein.
Das neue Gemeindezentrum teilt sich in ein reines Veranstaltungshaus mit einer Küche, welche auch als Café/Weltladen genutzt werden kann, mit Adresse direkt am Platzzentrum und in sich abgeschlossenen eigenständigen städtischen Nutzungen im UG zur Untermainstraße orientiert, welche im Entwurf voneinander getrennt sind. Städtische Nutzungen für den Baukörper des Untergeschosses könnten z.B. ein Gründerzentrum (Co-Working) oder ein Stadtarchiv sein, aber auch ein neuer Standort für Jugendarbeit oder eine KiTa wären hier denk- und realisierbar.
Durch die Verlegung der Gruppenräume in die Kirchschule kann das neue Gemeindezentrum deutlich in seinem Volumen reduziert werden.
Der Entwurf fügt sich zurückgenommen als terrassierte Schichtung zweier eingeschossiger losgelöster Baukörper in den Geländeversprung zwischen Gallusplatz und Untermainstraße ein. Lediglich über dem Saal geht ein Satteldach auf und nimmt damit den Dachtypus der Altstadt auf.
Der untere Körper setzt sich flach an die Straßenfluchten, überbaut damit die ehemalige Platzfläche an der Straße und verlegt diese als grüne öffentliche Terrasse über sein Flachdach auf das Niveau des Gallusplatzes. Dadurch wird dieser erweitert und macht das Veranstaltungshaus auf Platzniveau allseitig erleb-, umgeh- und bespielbar.
Durch den Versatz der Geschosse und der geringeren Volumina wirkt das Gebäude im Straßenraum deutlich zurückhaltender und der Körnung der Altstadt angemessen.
Der Entwurf verlegt durch das Eindrehen des Gebäudes die Eingangsadresse mit Vordach und Foyer direkt auf das Zentrum des Gallusplatzes (orange). Der Saal lässt sich über das Zuschalten des Foyers somit auch hinaus auf den Platz erweitern. Zusätzlich erhält der Saal längsseits seine eigenständig nutzbare Außenraumfläche in Form der Terrasse (grün).
Die Massivität, Dunkelheit und Verschlossenheit des Bestandes verschwindet vom Platzbild und wird durch ein helles, durchfließendes, leichtes Gebäude ersetzt, das sein Umfeld einlädt und Verbindungen zwischen Innen und Außen schafft, ermöglicht durch großzügige Verglasung und mobile Fassaden und Trennwänden.
Eine neue Rampen-Treppen-Anlage zwischen Gallusplatz und Untermainstraße, um im Wesentlichen die Verbindung von Platz zu Main barrierefrei zu gestalten, schafft im Besonderen ein öffentliches städtebauliches Element, welches den Raum zwischen Straße und Platz deutlich aufwertet, flexibel in verschiedene Außenraumveranstaltungen eingebunden werden kann und zum Aufenthalt mit Blick Richtung Main einlädt.